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Meine neuen Lieblingsorte in Seoul

(Foto: MissSeoulFood) Jeder Mensch braucht seinen Lieblingsplatz. Psychologisch gesehen dient so ein Ort der Entspannung: Er hilft, Stress abzubauen, seelische und mentale Gesundheit zu fördern, Kraft zu tanken und eine positive Grundstimmung zu entwickeln.

Ein Ort, der mit der Zeit sogar zu einem festen Bestandteil unserer Identität werden kann! (Daher auch der Begriff “Couchpotatoe”)

Feelgood-Orte

Für mich muss so ein Feelgood-Ort vor allem inspirierend sein. Meinen Geist und meine Seele anregen, mich auf neue Gedanken bringen und im besten Fall sogar ein bisschen verändern.
Glücklicherweise durfte ich bislang sehr viele dieser magischen Orte kennenlernen. Es kommen auch ständig neue dazu… Einer davon befindet sich übrigens auf der anderen Seite der Erdkugel, nämlich in Seoul.

Neue Orte entdecken

Genau genommen ist die ganze Stadt mein einziger großer Lieblingsplatz. Aber auch innerhalb eines Systems gibt es immer Subsysteme. Von wegen Makrokosmos und Mikrokosmos. Aber nun zu meinen (neuen) Lieblingsorten in Seoul.

Ich persönlich neige ja dazu, nach Navi, bzw. Karte zu fahren und auch zu laufen. So kommt man zwar zuverlässig ans Ziel, lernt aber keine neuen Wege kennen. Im Alltag ist das alles echt praktisch, wenn man etwas mehr Zeit hat, sollte man sich aber etwas mehr treiben lassen.

Seosulla-Gil

Auf diese Weise haben wir auch den Seosulla-Gil in Seoul entdeckt (Foto). Die rund 800 Meter lange Straße “Seosulla” befindet sich an der westlichen Außenmauer des konfuzianischen Jongmyo-Schreins, der einst zum Palastgelände gehörte. (Heute trennt eine Straße den Palast vom Schrein. Sehr praktisch und sehr hässlich. Also die Straße.) Früher, also während der Joseon-Dynastie (1392 bis 1910), patrouillierte hier die nächtliche Palastwache und sorgte für Sicherheit und wahrscheinlich auch Ordnung.

Heute ist die Straße ebenfalls in den Abendstunden sehr belebt. Und zwar, weil es hier jede Menge Cafés, Kneipen und kleine Lokale gibt. Meist sind diese in Hanoks, also traditionellen koreanischen Häusern untergebracht und auch vor den Gaststätten kann man gemütlich an der Straße sitzen und viel Alkohol trinken.

Romantische Straße

Das klingt jetzt alles nach wilder Partykultur. Aber diese Straße ist sehr viel kultivierter als Sie jetzt denken. Das liegt wahrscheinlich unter anderem an der romantischen Stimmung, die die Außenmauer, die sanfte Beleuchtung und die Bäume erzeugen. Auf jeden Fall sind hier viel mehr junge Pärchen als wilde Junggesellenabschiede unterwegs.

In Anlehnung an die Patrouillen der Joseon-Dynastie joggen übrigens in den Abendstunden viele junge, athletische Männer die Straße entlang. Meist komplett in Schwarz gekleidet, wahrscheinlich ist das der koreanische Geheimdienst in Zivil…

Tempel und Statuen

Ich mag ja buddhistische Tempel gern. Ich mag diese großen Buddha-Statuen, die mich daran erinnern, endlich Gelassenheit zu erlangen und allen irdischen Ärger hinter mich zu lassen. Ich mag den Duft und auch den Anblick von Räucherstäbchen, die gemächlich abbrennen. Ich mag die buddhistischen Gesänge der Mönche, die zwar nur zu feierlichen Riten erklingen. Aber ich kann sie jederzeit im Kopf hören, wenn ich das will.

Ich mag die Schuhregale vor den Innenräumen, die darauf hinweisen, dass man sich vor Schuhdieben in Acht nehmen soll (Im Ernst?!?). Und ich mag den Souvenirshop, der buddhistische Devotionalien und Iced Coffee-to-Go verkauft.

Mitten im Asphalt-Dschungel

Einer der schönsten buddhistischen Tempel in Seoul ist meiner Meinung nach der Bogeunsa. Wie eine kleine Oase liegt er inmitten hochmoderner Gebäude und Wolkenkratzer in Gangnam, der neuen und neureichen Südstadt Seouls. Gegenüber befindet sich zudem die Coex-Shoppingmall, die komplett unterirdisch ist, die spektakuläre Starfield-Library beheimatet und in der man tatsächlich fantastisch essen kann!

Shopping in Seoul habe ich nämlich nahezu vollständig aufgegeben, weil ich keine Lust habe, das ganze Zeug nach Hause zu schleppen. Das fängt mit dem stressigen Koffer packen an und hört mit dem Ziehen des Rollkoffers zum Flughafen auf. Mach’ ich nicht mehr! Bleibt aber noch das Essen, wofür ich in Seoul gut und gern das Geld mit vollen Händen ausgebe.

Meditation im Tempel

Aber zurück zu spirituelleren Themen und dem Tempel.

Genau genommen ist es gar nicht der Bogeunsa selbst, der meine ganze Aufmerksamkeit und Zuneigung auf sich gezogen hat. Sondern der “Meditationsweg”, der neben dem Haupttempel in ein kleines Wäldchen hinaufführt und auf der anderen Seite wieder hinunter.

Auf dem Höhepunkt des Hügels gibt es eine große Holzterrasse mit Stühlen und Tischen, von der aus man eine tolle Aussicht auf die Wolkenkratzer hat. Das ist vergleichbar mit der Aussicht von einem Kirchturm, nur eben mit bequemen Sitzgelegenheiten. Man könnte hier sogar ein Picknick veranstalten. Zum Beispiel mit einem Iced Coffee-to-Go aus dem Souvenirshop.

Die Residenz des Königsvaters

Dritter neuer Lieblingsort in Seoul ist der Unhyeongung. Ja, sehr schwierig auszusprechen für Westler. Dieser Palast war die Privatresidenz des Vaters des letzten Königs von Korea. Der letzte König von Korea, König Gojong, folgte nämlich nicht seinem Vater, sondern einem entfernteren Verwandten auf den Thron. Allerdings war er da noch ein Kind und daher musste sein Vater übergangsweise die Regierungsgeschäfte übernehmen. (Was man nicht alles für seine Kinder tun muss…)

Meine ältere Cousine schleppte mich in diese Residenz, die mittlerweile ein Museum ist und zu der man ohne Gebühr Zutritt hat. Für einen royalen Palast ist die Anlage äußerst bescheiden, für ein Privathaus jedoch enorm repräsentativ. Musste aber auch so sein, denn der Regent empfing hier natürlich auch bedeutende und ranghohe Gäste, denen man einen angemessenen Rahmen bieten musste.

Koreanische Geschichte

Neben der historische Architektur kann man hier auch ein Stück koreanischer Geschichte erleben: Und zwar die Lebensgeschichte des letzten Königs von Korea, dessen starke Ehefrau Königin Min in Wirklichkeit die Kontrolle über die Staatsgeschäfte hatte. (Dabei hatte ihr Schwiegervater doch extra eine hilflose, adelige Waise für seinen Sohn ausgesucht, um genau DAS zu verhindern!) Später wurde sie von den Japanern ermordet, die soviel Girl Power nicht gut fanden und lieber selbst die Macht über Korea übernehmen wollten.

Die Modernisierung Koreas

Nach dem gewaltsamen Tod der Königin fand Gojong ein Jahr lang Zuflucht in der russischen Botschaft und lernte hier Kaffee kennen und lieben. (Ich denke, mit dieser Episode startete die Kaffeeliebe der Koreaner!) Gestärkt von dem ganzen Koffein, kehrte er 1897 in den Palast zurück, rief das Kaiserreich Korea aus und ernannte sich selbst zum ersten Kaiser Koreas. Er regierte bis zu seiner erzwungenen Abdankung 1907 und konnte bis dahin die ersten Schritte zur westlichen Modernisierung des Landes unternehmen.

Der letzte koreanische Prinz

Sein Enkel Yi Ku, der letzte Prinz Koreas, studierte in den Vereinigten Staaten und arbeitete anschließend in New York als ganz normaler Architekt. Er heiratete eine bürgerliche Amerikanerin, die es später in Korea als “Princess Julia” und ihrem Einsatz für die Armen und Benachteiligten zu großer Beliebtheit im Volk brachte.

Eigentlich ist sie der Star der ganzen Geschichte, denn ihr Vater war ein ukrainischer Bergarbeiter und sie wurde eine echte koreanische Prinzessin. Erst 2017 starb sie auf Hawaii.

Auch Princess Julia hatte einen Lieblingsplatz, an dem sie nach eigener Aussage die schönsten Jahre ihres Lebens verbrachte. Es war Korea.

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